Texte Aufbruchstimmung | Anfang 2010
“Zumal du die restliche Zeit mit der linken Arschbacke hättest absitzen können!” ist die Reaktion, als ich verkünde, meinen Job an den Nagel gehängt zu haben.
Und es ist wahr, vor allem überraschend, wenn man es geschafft hat, sich materiell und beruflich über die Jahre komfortabel einzurichten. Eine so behagliche Situation aufgeben? – Wofür?
Bewegung! Wir wissen: > Stehendes Wasser wird faul <. Bewegung ist das Mittel unsere Offenheit aufzufrischen, Brücken zu Andersdenkenden zu bilden. Erlebnisse, die anders sind als unser Alltag, werden zu Belastungsproben. Herausforderungen für einen toleranten und friedvollen Umgang mit Fremdem und Fremden. Dabei auf Fragen stossen, von denen wir noch gar nicht wussten, das es sie gibt.
Zu unseren kostbarsten Reisemomenten gehören immer auch die Momente der Kontaktaufnahme mit Neuem.
„Ah – ja … also … klingt aber alles ziemlich philosophisch.“
Stimmt. Da gibt’s natürlich auch die wunderbaren Momente entspannten Dasitzens. Abends, am Lagerfeuer, einige vertrocknete Äste gesammelt, vielleicht auch etwas ausgebleichtes Schwemmholz vom Flussufer.
Und wenn wir Glück haben, konnten wir uns tagsüber einige Zutaten beschaffen für frische Hefefladen. Zwiebelstückchen in den Teig kneten, knusprig noch besser, dann in der heissen Pfanne über dem Feuer aufbacken – grossartig.
„Verstehe, Brot backen, in die Glut starren und über den Sinn des Lebens diskutieren. Und sonst? Was macht ihr sonst noch?“
Noch was? Ja … sonst … sind wir am liebsten zu Fuss oder mit dem Kanu unterwegs. Beides altbewährte, naturhafte Arten der Fortbewegung. So geben wir dem Glück jederzeit eine Chance, auf Unerwartetes zu stossen oder Verborgenes wahrzunehmen.
Die kürzesten Wege sind oft nicht die interessantesten. Meistens nicht. Ausgeprägte Nebenwirkung ist unser Faible, gelegentlich in unwegsames Gelände abzukommen. Oder uns hin und wieder sogar völlig zu verlaufen.
Dennoch, die Welt, die wir entdecken, verändert sich eben immer mit der Breite der Wege und mit der Geschwindigkeit, mit der wir sie entdecken.