Texte Aufbruchstimmung | April 2010
Wir sind nicht die abgeklärten Globetrotter, die jeden Aufbruch souverän meistern. Abschiednehmen etwa – Anzeichen von Wehmütigkeit, die manche lieber mit Fassung übergehen („Männer halt!“) und andere tränenreich zulassen – gehört zu den unvermeidbaren Momenten.
Die nahende Abwesenheit rückt ins Bewusstsein und Nachdenklichkeit lässt die Stimme mitunter etwas enger werden.
In solchen Momenten wird unsere Bereitschaft, Beziehungen zu lockern oder ein Stück weit loszulassen bevor wir auf Reise gehen, auf die Probe gestellt.
Keine Frage, wir werden in digitalem Kontakt bleiben.
Wir werden eine Website haben, wir werden das ein oder andere Mal e-mailen und ab und zu telefonieren.
Gleichwohl, Vorfreude und Unternehmungslust treffen auf Melancholie und Auseinandergehen. Wir werden uns der physischen Entfernung bewusst, die entstehen wird. Ein räumlicher Abstand, der die Teilnahme am „täglichen Leben“ unserer Mitwelt daheim nicht zulässt. Das wird fehlen.
Und doch – ist das nur die eine Seite unserer Aufbruchsstimmung. Auf der anderen Seite schüren eine Menge Fragen unsere Neugier. Wir wollen eigene Erfahrungen sammeln und kulturelle Besonderheiten direkt kennen lernen. Wir können uns einfach nicht damit zufrieden geben, nur davon zu hören.
Im Iran beispielsweise, so lesen wir, sind „Frauen aufgefordert in der Öffentlichkeit alles zu bedecken ausser ihrem Gesicht, Händen und Füssen. Für Männer sind kurze oder dreiviertellange Hosen höchstens am Strand akzeptabel“. Wie gehen die ganz normalen Menschen dort um mit den teils überlieferten, teils aber auch angeordneten Normen? Wie ist deren Meinung zu den behördlichen, aus unserer Sicht autoritären, Vorschriften? Wie weit müssen auch wir uns den Regeln anpassen? Wie streng sind die Sittenwächter tatsächlich?
Überall auf der Welt lockt Unbekanntes zur Erkundung auf eigene Faust.
Und die Neugier, ihm nachzugehen schürt wiederum unsere Unternehmungslust: Erleben, wie es ist, die unzähligen Lagunen, Seen und Kanäle in Südindien mit dem eigenen Boot zu erforschen. Fühlt man sich im Hinterland der Backwaters auch heute noch wie im Paradies? Es wird spannend, den Lebensbedingungen in dieser geheimnisvollen Wasserwelt nachzuspüren.
Kurzum – wir können nicht länger sesshaft sein.
Wir haben einiges vor.
Es wird Zeit loszukommen!