Durchzappen

Texte Turkmenistan | Ende Juli 2010 bis Anfang August 2010

Die eilige Fahrt durch Turkmenistan hinterlässt eine ähnlich flüchtige Erinnerungsspur wie das Durchzappen der Fernsehprogramme. Kaum das die Eindrücke ins Bewusstsein treten sind wir schon weiter. Wir würden gerne mehr sehen, aber unser Transit Richtung Nordosten hat die Beschaulichkeit einer Ralley.
Um uns den bürokratischen Aufwand zu erleichtern, haben wir lediglich Durchreisegenehmigungen eingeholt. Überraschenderweise werden die Fünf-Tage-Visa jedoch auf vier Tage beschränkt, wobei ab drei Tagen eine zusätzliche Registrierung im Land selbst vorgeschrieben ist. Weil wir nicht sicher sind, ob die Registrierung auch bei Transitvisa verlangt wird, und weil wir nicht wissen, wieviel nach turkmenischer Zählung drei Tage sind, entscheiden wir uns fürs Durchzappen:
Die Serie „Grenzen, Zöllner, Abenteuer“ beginnt heute mit der Begrüßungsgebühr, die jeder bei der Einreise zu bezahlen hat.
Das ist lustig, wir zappen rasch weiter:
Zentralasien heute – im Spannungsfeld zwischen seinen islamischen Wurzeln und den Folgen sowjetischer Säkularisierung. Wodka und Gebet werden strikt auseinander gehalten, der Einfluss religiöser Kräfte auf die Politik unterbunden, so erfährt man.
Spannendes Thema, aber nicht jetzt, wir zappen einfach:
Willkommen in Mary. Die Stadt wurde von den Russen gegründet. Sowjetstil dekoriert mit bunten Kuppeln und farbenfroher, orientalischer Ornamentik.
Ein beeindruckendes Kapitel verschwenderischen Städtebaus, zappen:
Unterwegs auf der Seidenstrasse. Lastwagen transportieren Baumwolle in den Iran. Heruntergekommene Strassen aus der Zeit als das Land noch sozialistische Sowjetrepublik war.
Das klingt nach einer wechselhaften Geschichte, aber weiter:
Durch die Karakum-Wüste von Mary nach Turkmenabad. Hitze und gleissendes Licht bis zum späten Nachmittag machen das Reisen beschwerlich. Wir finden einen einsamen Übernachtungsplatz im heissen Sand.
Am nächsten Morgen zappen wir weiter:
Fähren brachten die Karawanen der Seidenstrasse über den Amudarya. In heutiger Zeit fordern uniformierte Wegelagerer für die Überquerung der verbeulten Pontonbrücke fünfzig Dollar vom verärgerten Reisenden.
Am besten wegzappen!
Turkmenabad ist seit jeher ein bedeutender Verkehrsknotenpunkt. Umso mehr fehlen Wegweiser. Orientierungslosigkeit im Orient. Der Fremde fragt sich halt durch.
Nochmal zappen:
Die Serie mit den Grenzern endet wie immer mit der Hoffnung, dass keine Fehler in den Papieren unterstellt werden, um nicht irgendwelchen Geldforderungen ausgeliefert zu sein.
Glück gehabt – Durchgezappt!