Reisschneider

Texte Panama | Bayano-See, Panama, Dezember 2024

Am weitverzweigten Bayano-See finden wir in iOverlander einen nahegelegenen Stellplatz. Es ist Dawin’s Gelände.

Abseits der Panamericana - Platz am Bayano-See.

Auf der einen Seite liegen Boote kieloben. Wir sollen uns irgendwo hinstellen, egal, wo es uns passt. Wir kommen ins Gespräch, fragen wie er seinen Lebensunterhalt bestreitet? Als “Handyman”, erklärt Dawin, als einer, der alles erledigt, was mit neugierigem Verstand und solider Erfahrung in Ordnung gebracht werden kann.

Handyman - Reparaturen von Booten gehören dazu.

Beim gemeinsamen Cappuccino vor der Butze erzählt er von Campesinos. Im Dezember, nach dem üblichen Abklingen der Regenzeit, ziehen sie in Gruppen zum Abernten von Reisfeld zu Reisfeld. Unsere Gelegenheit: Wir können mit einer Gruppe der Landarbeiter zum morgigen Feld hinausfahren und helfen und fotografieren. Treffpunkt sei morgen früh um sieben unten am Bootsanleger.

Ein kleines Motorboot füllt sich mit etwa zwanzig Helfern unserer Erntegruppe. Zu viele zum Ablegen. Einige müssen nocheinmal raus, um den Kiel zu entlasten und das schwere Boot über die Ufersteine zu wuchten. Unruhig durchpflügt es schliesslich im Morgengrauen das Wasser des Stausees.

Bayano-See - Helfer auf dem Weg zur Reisernte.
Bayano-See - Hochschlagende Wellen im Gegenwind.

Eine Stunde später erreichen wir die Insel, auf der sich das heutige Erntefeld befindet. Boot für Boot treffen Gruppen ein. Am Ende sind wir an die hundertfünfzig Helfer und Helferinnen. Tropisch schwül steht die Hitze über dem Reisfeld. Wir beobachten rasche, geübte Handgriffe beim Schneiden und Bündeln der Ähren. Schwitzend arbeitet sich die Gemeinschaft vorwärts, abgeerntete Halmbüschel hinter sich lassend. So anstrengend die Arbeit ist, wird sie doch ohne Eile, in der bewährten Haltung geduldiger Leichtigkeit erledigt.

Tradition und Brauch - Solidarität, Gelächter, Anekdoten, Rum und Maisbier.

Aus dem Feld hört man immer mal wieder urtümliche Laute. Manchmal wechselseitig lautes Rufen, da und dort mit kunstvollen Jodeleinschüben. Wir horchen genauer hin. Vielleicht eine Form feierlicher Dankbarkeit an Mutter Erde, an die Natur oder schamanische Routine eventuell?
Mutter Erde? Nein, erklärt Dawin, hier ist es nur ein Fest. Mit Schreien, weil’s halt Spass macht, eine Art Wettbewerb bei dem es einfach darum geht wer am besten johlen kann.

Sobald die Körner reif sind, wird der Reis Halm um Halm geschnitten.
Mit einer an der Hand befestigten Klinge schneiden ...
... zu Bündeln schnüren ...
... und an der Sammelstelle ablegen.
Schweisstreibende Arbeit ...
... traditionell überwiegend von Männern ausgeführt ...
... aber ausnahmsweise auch von Frauen.
Von den Frauen für alle gegrillt und gekocht - Fleisch, Reis, Mais, Yucca.
Ausgelassene Stimmung auf der Heimfahrt.