Containertauglich?

Texte Panama | Colón, Panama, Januar 2025

Vor uns liegt ein Tag, an dem unsere Nerven bis zu einem bestimmten Augenblick sehr gefordert sein werden. Bis zu dem erlösenden Moment, in dem wir sicher sein können, dass unsere Butze durch die etwas zu knappe Öffnung eines High-Cube-Containers verladen ist, ohne Schäden und unwiderruflich verladen zur Verschiffung nach Kolumbien.

"Euer Fahrzeug liefert ihr gründlich gereinigt und sauber für den Transport an!"
"Manche von euch werden Gasflaschen haben. Das Propangas muss vollständig raus!"

Zum Verladetag bestimmt der Spediteur den 8. Januar. Wir haben den Wecker auf 3:30 Uhr gestellt, wachen aber kurz nach drei von selbst auf, denn wir haben – was wir normalerweise vermeiden – eine Nachtfahrt vor uns. Um 5:45 Uhr sollen wir in Colón auf der karibischen Seite Panama’s sein. Nach anderthalb Stunden Fahrt sind wir dort und warten am vorgegebenen Treffpunkt. Mit dem Rest, der nach und nach eingetroffenen Gruppe, werden wir im Morgengrauen zum Verladeplatz gelotst.
Acht Fahrzeuge sollten in vier Container verladen werden. Die Butze wird als drittes aufgerufen. Sie ist das grösste der heute zur Verladung anstehenden Fahrzeuge. Rückwärts vom schlammigen Untergrund auf die Rampe des Hilfslasters zu kommen ist das erste Problem. Vollgas und Vollbremsung, auf der Bremse stehen bleiben, Handbremse anziehen und dem angespannten Mann an den Hydraulikhebeln vertrauen. Nach einigen Minuten schwebt die Butze in anderthalb Metern Höhe. Vorsichtig den Fuss von der Bremse nehmen … Hält! Hoffentlich hat Nicole alles gefilmt …

Die Verladung beginnt erst rückwärts auf den Hilfslaster ...

Vorsichtig holpert der Laster auf die Öffnung des Containers zu. Rasch noch die Außenspiegel einklappen. Links hängt die Rampe zu tief. Der Laster rückt weiter. Jetzt besser. Erneutes Rucken. Dann wieder zu tief. Der freundliche Mann an den Hebeln hat keine Zeit zu lächeln. Er legt Balken und Bretter unter. Wir wissen, die lichte Öffnung des Containers ist 2,58 Meter. Die Butze ist 2,59 Meter. Geht das? Alejandro, der Agenturleiter, sagt “ja”, aber …? Jetzt sachte mit der Butze vorwärts, langsamer, noch langsamer. Nein, das wird nicht.

... dann vorwärts vom Hilfslaster in den Container.

Nochmal zurück. Luft ablassen. Jetzt nochmal. Aber ganz langsam! Halb drin. Halt! Noch mehr Luft ablassen. Der freundliche Mann lächelt einen Moment.

Die Butze ist niedriger als im Fahrzeugschein angegeben - Ohne Luft ablassen geht es aber trotzdem nicht.

Jetzt der entscheidende Moment. Immer noch halb draussen. Eine kleine Unebenheit. Schaukeln. Die Dachluke. Die kleinste Berührung mit dem Container und sie wäre erledigt. Wer hat das alles gerade unter Kontrolle? Der Einweiser auf dem Dach des Hilfslasters? Der Mann an den Hebeln? Der Einweiser vorne im Container? Wir? Sind die Hinterräder schon drin? War da was? Da! Jetzt! Das war doch … Der entscheidende Zentimeter! Lauschen! Kratzt was? Offenbar kratzt nichts … Am Dach? … Auch nicht? Puh! Daumen hoch. Alles in Ordnung … Geschafft!

Keine Fehler gemacht - Zwei Handbreit links, eine Handbreit rechts und ein Fingerbreit oben.

Hin und wieder seien Verladungen herausfordernd sagt der Freundliche. Ob unsere Butze es gerade war, lässt er offen. Unsere Gesichtszüge jedenfalls lockern sich.