Nix Besonderes

Texte Rückweg | Südosteuropa, Ende Februar bis Mai 2013

Wir fahren. Wir sind unterwegs auf dem Rückweg und wir schweigen, schweigen solange es nichts Notwendiges zu sagen gibt und weil jeder seinen Gedanken nachhängt. Bald wird diese Reise zu Ende sein. Die Gedanken bearbeiten Begegnungen, Eindrücke, Erlebnisse, Gewesenes. Ich denke an einen kurzen Beitrag über unseren Rückweg durch Südosteuropa, den letzten Abschnitt zu Asien 2010 – 2013.
Das Aufschreiben ist für mich Erinnerung und Vertiefung des Unterwegsseins, ein Gedankenerlebnis. Aus winzigen Zellen dringt etwas ins Bewusstsein, werden Bilder aufgerufen, eine Idee, innere Stimmen mischen sich ein, finden es gut oder nicht, springen, verzetteln sich, hin und her, und der Ausgang ist offen. Kurz gesagt – ein unordentlicher innerer Gedankenaustausch:

„… da … der zorn … pensionierter kapitän in pyrgos dirou … seh ihn vor mir … hat erzählt … wie sie wegen der unerhörten staatsverschuldung seine rente schon zwei mal gekürzt haben … hat im vertrauen auf den staat seine ansprüche hart erarbeitet … und sagt … in der politik so viele arschlöcher wie ärsche … und man muss in sie hineintreten damit sie was tun … und hat mokka spendiert …“ „… es kommt auf den zusammenhang an … geht um das ende einer grossen reise … denke ans ganze … an einen besonderen schluss … erkenntnis vielleicht … schluss ist die summe alles bisherigen … der letzte satz muss sitzen … nicht vergessen …“
„… besonderen? … der frage nachgehen … wie man es schafft … drei jahre miteinander im auto zu leben … ohne sich immer wieder herausfordern … oder sich angegriffen fühlen … oder sich wie ein idiot benehmen und sogar herum brüllen … oder eingeschnappt sein …“
„… muss das sein? … fühlst du dich berufen? … was für beziehungstherapeuten … eher … nichts für dich …“
„… das hinterfragen eigener verhaltensmuster …“
„… gut … wie wär’s mit … weniger kompliziert …“
„… ja … schreib über deine unbeschreibliche … couragierte reizende fabelhafte hilfsbereite wundervolle gefährtin … die den weg mit dir teilt …“
„… unbeschreiblich unbeschreibliche …“
„… genau … die euer reisen bereichert … die unentwegt unterwegs ist … zu den menschen … sehr … mit begeisterung knüpft … und das tut sie auch … nein … knüpft ist nicht ausreichend … sie … sie HÄKELT kontakte …“
„… häkelt? …“
„… häkelt …“
„… dummes zeug … kontakte häkeln sagt kein mensch … verwerfen …“
„… der letzte satz … dummes zeug …“

Unentschlossen folge ich dem Gedankenwechsel.
Meine Weggefährtin bemerkt es und fragt:
„Was denkst du?“
Ich vertreibe meine inneren Stimmen und antworte:
„Nix Besonderes. Aber wie wär’s mal mit ‘ner Pinkelpause.“


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